Nach­dem ich heute beim Mit­tagessen mit mein­er Frau und dem Neu­rowis­senschaftler Axel Lind­ner über unsere gemein­same Präsen­ta­tion am Sam­stag an der Schnittstelle Men­sch gesprochen habe, ver­weise ich wegen der assozia­tiv­en Nähe auf eine Web­site, auf die mich der Fle­d­er­maus­ge­sangs­forsch­er (yeah!) Hans-Ulrich Schnit­zler aufmerk­sam gemacht hat­te: neuropop.com. Deren James Bond-mäßige Selb­st­darstel­lung:

Neu­roPop uses the math behind the mind to cre­ate weapons grade sound design. We use our pro­pri­etary Neu­rosen­so­ry Algo­rithm (NSA) tech­nol­o­gy to mod­i­fy any sounds or music to acti­vate spe­cif­ic parts of the listener’s brain and get the emo­tion­al respons­es you want.”

Auf der Grund­lage von Ergeb­nis­sen der aktuellen neu­rowis­senschaftlichen Forschung soll jed­er beliebige Klang, also auch Musik, so mod­i­fiziert wer­den kön­nen, daß er bes­timmte neu­ro­phys­i­ol­o­gis­che Effek­te her­vor­ruft. Etwa als “son­ic brand­ing” ein unbe­wußter Wieder­erken­nungsef­fekt, Streßre­duk­tion, Ein­schlaf-Hil­fe, Aufmerk­samkeitss­teuerung oder gezielt bes­timmte Emo­tio­nen. Das das “Waf­fe­narse­nal” der Klang­bear­beitung würde damit sig­nifikant über die bish­er schon bekan­nte Psy­choakustik hin­aus­ge­hen.

Auf der Web­site gibt es einige “Toys”, an denen ich jeden­falls nicht den echt­en Fortschritt gegenüber aus vor-neu­rowis­senschaftlich­er Zeit Bekan­ntem erken­nen kann. Ich bezwei­fle ja gar nicht, daß z.B. das eine Klan­gereignisse unmit­tel­bar neu­ronale Prozesse anregt, die mit psy­chis­ch­er Entspan­nung kor­re­liert sind, während ein anderes Klan­gereig­nis vielle­icht bei son­st gle­ichen Bedin­gung ein Gefühl von Bedro­hung induziert. Aber ich bezweifele, daß diese Effek­te bei son­st nicht gle­ichen Bedin­gun­gen noch sig­nifikant sind, etwa wenn die gle­iche Hirn­re­gion per “Neu­rosen­so­ry Algo­rithm (NSA) tech­nol­o­gy” in zwei im Aus­druck auch nur leicht ver­schiede­nen Musik­stück­en stim­uliert wer­den soll.

Eine mas­sive Wis­senschaftler-PR-Übertrei­bung ist natür­lich die Ankündi­gung, auf diese Weise ein “get the emo­tion­al respons­es you want” zu ermöglichen. Das geht heute für bes­timmte Regun­gen (und keines­falls für jede gewün­schte Emo­tion) mit direkt in den fraglichen Hirn­re­gio­nen platzierten Elek­tro­den. Aber mit Klän­gen? Mit Span­nung erwarte ich dies­bezüglich den Vor­trag von Eckart Alten­müller vom Insti­tut für Musik­phys­i­olo­gie und Musik­er­medi­zin Han­nover zum The­ma “Musik als uni­ver­sale Sprache der Emo­tio­nen?” am Fre­itag Abend im Kupfer­bau in Tübin­gen.

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